Mittwoch, 23. Juni 2010

Gesünder leben in Schichtarbeit

Arbeitszeiten zu unterschiedlichen und manchmal auch unmöglichen Tages- und Nachtzeiten führen über kurz oder lang zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Jeder der von Schichtarbeit betroffen ist, kennt sicherlich Probleme wie Appetit- oder Schlafstörungen, erhöhte Nervosität, sexuelle Probleme, Magen-Darm Beschwerden oder Depressionen (BKK, 2006). Wie aus der nachfolgenden Abbildung deutlich wird, unterscheiden Forscher bei der Betrachtung der gesundheitlichen Folgen in der Schichtarbeit das Ausmaß der Beeinträchtigung hinsichtlich einem kleinem oder einem großem Tätigkeitsspielraum. Demzufolge sind Fließbandarbeiter oder Wachtdienstpersonal deutlich mehr von Risiken betroffen als bspw. Personal aus der Gastronomie oder dem Sicherheitsdienst.
Mit welcher Hauptursache das erhöhte Gesundheitsrisiko der Schichtarbeit verankert ist, wird in der nachfolgenden Abbildung deutlich. Die Taktung der inneren Uhr, die von dem Tag-/Nachtrhythmus und der Helligkeit und Dunkelheit gesteuert wird, hat uns biologisch fest im Griff.



Je nach Verschiebung der inneren Uhr führen physiologische Beanspruchungen bei gleicher Tätigkeit zu einer Steigerung des Energieverbrauchs. Werden in der Frühschicht 100% der Leistungsenergie verbraucht, steigert sich jener sukzessive von 13% bei der Spätschicht bis hin zu 56% bei der Nachtschicht (Karazman, 1999). Eine Anpassung des Menschen an Nachtarbeit und Wechselschichten stellt demnach ein großes Problem bei Betroffenen dar. Denn während die Umwelt eine Ruhephase signalisiert, fordert der Schichtplan eine optimale Leistungsaktivität. Dauerhaft führt die gegenläufige Taktung der Arbeits- und Umgebungsuhr zu Einbußungen (wie oben aufgelistet) in der Lebens-qualität. Beispiele dafür, wie diese physischen und psychischen Gesundheitsmängel reduziert werden können, werden nachfolgendend aufgelistet.

Was vermeintlich hilft:
Kaffee zum Wachhalten. FALSCH! Denn Kaffee führt zwar kurzfristig zu einem Leistungshoch, langfristig wird dem Körper über die Insulinausschüttung Energie geraubt. Darüber hinaus bleibt Kaffee nach dem Genuss noch ungefähr 8 Stunden wirksam. Berechnen Sie demnach den Zeitabstand zur Bettzeit.
Was wirklich hilft:
Ruhiger und erholsamer Schlaf
•    Schützen Sie sich vor Lärm, störendem Licht und störender Wärme.
•    Lernen Sie über Entspannungsverfahren schneller abzuschalten (Autogenes Training, Atemtraining, Muskelrelaxationstraining, etc.).
•    Halten Sie wenn möglich eine Schlafzeit von 7 Stunden ein.
Ernährungstipps für Schichtarbeiter
•    Nehmen Sie leichte Kost während der Nachtschicht-Phase zu sich um Müdigkeit durch Verdauungsprozesse zu verhindern (Gemüse, Obst, fettarmes Fleisch).
•    Um Verdauungsprobleme vorzubeugen sollten Sie mind. 4 kleinere Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen. Mehrere Mahlzeiten belasten den Magen weniger.
•    Trinken Sie am Tag mind. 1,5 Liter Flüssigkeit (optimal: Wasser oder Tee)
Bewegender Ausgleich
•    Versuchen Sie Bewegung in Ihre Freizeit einzubauen. Bewegung kann einerseits zu Entspannung und andererseits zu einer körperlichen und geistigen Frische führen (Laufen, Fahrradfahren, Walken, Schwimmen, etc.)
Mehr Tipps und Tricks für die Schichtarbeit auch von Ihrem Gesundheitsmanagementberater vor Ort.

Professionelles Betriebliches Gesundheitsmanagement kann entscheidend  weiterhelfen!


Das Insa Gesundheitsmanagement Team wünscht eine gute Arbeitswoche.

Quellen:
Best – Europäische Zeitstudien: Schichtarbeit und Gesundheit, 2000(1).
Karazman R., Staudinger Ch.: Gesunde Arbeitszeiten im Pflegeberuf. Verlag für Gesundheits-förderung, Gamburg, 1999.
TK-Gesundheitsbroschüre: Gesund bleiben mit Schichtarbeit.

Montag, 7. Juni 2010

Brain Doping im Betrieb

Ein neuer Trend hat sich in unserer Wettkampfgesellschaft verbreitet: das Brain-Doping am Arbeitsplatz.

Das Wort Doping ist jedem ein Begriff. Damals und auch heute noch verpönt im Leistungssport, greifen nun immer mehr Menschen zu legal und illegal erhältlichen Aufputschmitteln zur Steigerung kognitiver Fähigkeiten am Arbeitsplatz. Prävalenzschätzungen gehen aktuell von bis zu 1,5Mio Medikamentenabhängigen in Deutschland aus. Es geht hier nicht mehr um Einzelfälle in unserer Gesellschaft. Und wer möchte dumm bleiben, wenn alle anderen sich „schlau“ dopen?

Dopingmittel am Arbeitsplatz schließt unterschiedliche Mittelchen angefangen bei Kaffekonsum, über Nikotin- und Alkoholabhängigkeit bis hin zu Psychostimulanzien (Kokain, Ecstasy, Methylphenidat, Ritalin) und Antidepressiva wie Fluoxetin, ein. Psychostimulanzien werden gegen die Symptome der ADHS Krankheit eingesetzt. Sie entfalten ihre Wirkung, indem sie für eine Konzentrationserhöhung des Dopamin sorgen. Die Antidepressiva hingegen sorgen dafür, dass das Dopamin und auch das Serotonin (beide Formen von Glückshormonen) länger an ihrem Wirkungsort verbleiben.

Alles wird sich eingeflößt um die Konzentrationsfähigkeit, Kreativität, Leistungsfähigkeit, Stressresistenz und Belastbarkeit am Arbeitsplatz zu steigern und Müdigkeit sowie Angst- und Depressionszustände zu vermindern. Das eigentliche Hauptmotiv zur Einnahme von Aufputschmitteln ist laut einer wissenschaftlichen Umfrage die Steigerung der Leistung und das Durchhaltevermögen. Arbeitnehmern geht es letztendlich um ihre kognitive Effizienz am Arbeitsplatz. Der Arbeitsplatz ist jedoch nicht das einzige Setting des Drogenmissbrauchs. Erschreckend zeigten Untersuchungen aus den USA, dass bereits 20% der Studenten an Universitäten das Aufputschmittel Retanil anwenden, um ihr Leistungsniveau längerfristig aufrechterhalten zu können. Horrorszenario ist die Vorstellung, dass Aufputschmittel auch an Minderjährige Schulkinder und –jugendliche verabreicht wird. – Denn welche Eltern möchten schon zusehen, wie ihr eigenes Kind dümmer bleibt als andere, wenn durch kleine Mittelchen die Möglichkeit bestünde einen Übertriff aufs Gymnasium zu ermöglichen. Worin liegt jedoch die Ursache des Brain-Dopings am Arbeitsplatz? Im Gesundheitsreport von 2009 der DAK ist folgende Tabelle aufgeführt


Aufgrund der gesundheitlichen Langzeitfolgen und negativen Nebeneffekten des Dopingkonsums bei gesunden Personen sollte eine Freigabe der Einnahme nicht gewährt werden. Viele der Konsumenten sind sich den Nebeneffekten dauerhafter Einnahme von Aufputschmitteln wie Schlafstörungen, Depressionen, Herzrhythmusstörungen, Veränderung der Persönlichkeit, Abhängigkeit (Teufelskreis) und Schädigungen von inneren Organen wie Leber oder Niere, nicht bewusst. Neben den personenbezogenen negativen Spätfolgen des Drogenkonsums sind jedoch auch die Folgen für das Unternehmen zu bedenken. Erhöhte Selbst- oder Fremdgefährdung, Steigung der Arbeitsunfälle, erhöhter Krankenausfall, u.v.m. Wie kann diesem Doping-Trend jedoch entgegen gewirkt werden? Maßnahmen zur Prävention des sukzessiv steigenden Trends sollten sich demzufolge neben Verhaltensänderungen der betroffenen Konsumenten, auch auf den Arbeitsschutz und das Gesundheitsmanagement im Unternehmen (Verhältnisprävention) beziehen. Demnach sollten sich Maßnahmen am Arbeitsplatz bspw. mit der Optimierung des Führungsverhaltens oder der Einführung von gesundheitsfördernden Programmen in das Unternehmen beziehen. Zentrale Schwerpunkte verhaltenspräventiver (individueller) Ansätze sind der Umgang mit Belastungen und Stress am Arbeitsplatz und auch im Privateben. Stressbewältigungsseminare, gesunde Ernährung, Entspannungstechniken, Atemtechniken aber auch Ausgleichsprogramme im Bereich körperliche Aktivität wirken der Belastungen entgegen. Zahlreiche Untersuchungen in den letzten Jahrzehnten haben gezeigt, dass körperliche Bewegung eine gesunde „Ersatzdroge“ zu verschreibungspflichtigen Medikation darstellen kann. Denn bei der Durchführung von körperlicher Aktivität werden Glückshormone wie Dopamin und Endorphine ausgeschüttet. Warum also zu Medikamenten greifen, wenn der gleiche Mechanismus durch eine viel gesündere Art und Weise (sogar ohne negative Nebeneffekte) erzielt werden kann. Zur Bekämpfung von beruflichem und auch persönlichem Stress sollten sich Maßnahmen auf die Ursachenfindung und das Belastungsmanagement beziehen.


Informieren Sie sich über mögliche Gegenmaßnahmen. Wir stehenIhnen sehr gerne als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung.


Ihr Insa Gesundheitsmanagement Team